Schülerinnen und Schüler ohne Schulabschluss

Beängstigender Anstieg in den letzten Jahren

Bei insgesamt steigender Anzahl an höheren Schulabschlüssen liegt die Zahl der Jugendlichen ohne Schulabschluss laut OECQ bei inzwischen 14 %. Die aktuellen Pressemeldungen müssen uns alle erschrecken und aufrütteln:

  • Seit 2018 ist der Anteil in fast allen Bundesländern weiter angestiegen.
  • Die Schulabbrecherquote liegt in den Stadtstaaten weit über dem Bundesschnitt.
  • Ca. jeder zehnte Jugendliche hat 2021 im Land Bremen sowie in Sachsen-Anhalt die Schule ohne Abschluss verlassen.
  • Fünf bis zehn Prozent der Schülerinnen und Schüler in Deutschland zeigen regelmäßig schulabsentes Verhalten, d.h. sie fehlen regelmäßig im Unterricht und sind sogenannte Schulmeider.

Der Verband Sonderpädagogik sagt dazu:

Wir dürfen und können diese Zahlen nicht länger so hinnehmen. Die UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet uns, für alle Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen entsprechende Vorkehrungen zu treffen, damit sie alle zu einer angemessenen Bildungsteilhabe und zu so viel Qualifizierung wie möglich kommen können.

Dafür müssen wir den Blick wenden und die Probleme nicht bei den jungen Menschen – den so genannten Schulabbrechern, den Schulmeidern, den Menschen ohne Abschluss – suchen, sondern unser Schulsystem ändern, denn

„Was Hänschen nicht begeistert, begeistert Hans nimmermehr.“

Es muss uns gelingen, die Schülerinnen und Schüler von Anfang an für Bildung zu begeistern, sie in ihrem Lebensumfeld abzuholen und schulische Angebote spannend zu gestalten. Unser Ziel muss sein, niemanden auf dem schulischen Bildungsweg zu verlieren. Wir müssen über die Bildungskarriere hinweg und besonders an den Übergängen genau darauf achten, dass wir alle Kinder und Jugendlichen mitnehmen. Dabei müssen wir bundesweit insbesondere auf Kinder und Jugendliche aus Familien in Armutslagen, mit Migrations- und Fluchthintergrund sowie mit besonderen pädagogischen Unterstützungsbedarfen achten.

Alle Schülerinnen und Schüler mitzunehmen, für Bildungsangebote zu begeistern und fit für ein selbstbestimmtes und selbstverantwortetes Leben zu machen, muss das Schwerpunktziel aller Bildungsministerien der Länder sein.

Hier muss die Kultusministerkonferenz (KMK) ihre ganze Kraft hineingeben! Denn Jugendliche ohne Abschluss haben deutlich geringere Chancen auf einen Ausbildungsplatz, dauerhaft schlechtere berufliche Perspektiven und damit weniger Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben ohne dauerhafte staatliche Leistungen.

Wir benötigen dringend ein bundesweites Bildungsmonitoring, um Bildungswege und Problemlagen gezielt nachvollziehen und steuernd eingreifen zu können. Es darf nicht weiter hingenommen werden, dass Bildungsministerien nicht wissen, wo Jugendliche ohne Schulabschluss abbleiben bzw. welche Angebote wirksam sind und welche nicht. Hier hat die KMK eine entscheidende Aufgabe zu erfüllen.

Alle Bundesländer haben Beratungs- und Unterstützungszentren eingerichtet, um die Schulen bei unterschiedlichen Unterstützungsbedarfen ihrer Schülerinnen und Schüler zu begleiten. Oft dauert es jedoch viel zu lange, bis Hilfe kommt und viel zu oft wirken die unterschiedlichen Unterstützungssysteme nicht gezielt und effektiv zusammen. Schulsozialarbeit muss hier verstärkt eingesetzt werden, aufsuchend und eng begleitend tätig werden.
 

Die gemeinsame Bund-Länder-Initiative „Schule macht stark“ – je zur Hälfte von Bund und Ländern mit insgesamt 125 Millionen Euro finanziert – ist deshalb sehr begrüßenswert, um die Bildungschancen aller Kinder und Jugendlichen in schwieriger Lage zu erhöhen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) muss dieses mit entsprechenden Forschungslinien absichern.

Auch die vom BMBF geplanten Kompetenzzentren Lehrerbildung zur Weiterentwicklung der Lehrkräftequalifizierung müssen dazu beitragen, dass Lehrkräfte aller Schularten in der Lage sind, durch gute prozessbegleitende Diagnostik, sichere Lebensweltorientierung sowie individuelle Förderung und Begleitung von Anfang an alle ihre Schülerinnen und Schüler für schulische Bildung begeistern und für ein selbstbestimmtes Leben fit machen.

Der vds fordert deshalb: Wir brauchen endlich den starken politischen Willen zur Zusammenarbeit von Schulen, Jugendämtern, Bildungsadministration, Arbeitsverwaltung und Wirtschaft. Schulsozialarbeit von Anfang an, frühe, präventive Unterstützung und Beratung, multiprofessionelle Teamarbeit, Berufsorientierung und kooperative Elternarbeit sind die entscheidenden Schlüssel, um alle Kinder und Jugendlichen auf einem guten Bildungsweg zu begleiten.

Der vds hat dazu entsprechende Expertise und bietet seine Unterstützung an, damit wir gemeinsam sagen können: Every child matters! Wir lassen niemanden zurück.