Home | Alle Themen | Buchbesprechungen | Waldorfpädagogik in Krippe und Kita. Einblick in eine ganzheitliche Praxis, die jedem Kind seinen individuellen Lebensweg ermöglicht Waldorfpädagogik in Krippe und Kita. Einblick in eine ganzheitliche Praxis, die jedem Kind seinen individuellen Lebensweg ermöglicht Ferdinand Klein (2022).Der international bekannte Heil- und Sonderpädagoge Ferdinand Klein macht uns darauf aufmerksam, dass jedes Kind seine Impulse bereits mit auf die Welt bringt. Wir müssen ihm den Lebens-, Erziehungs- und Bildungsraum zur Verfügung stellen, damit es diese Impulse verwirklichen kann. Dabei interessiert es nicht, ob die Lebenssituation des kleinen Kindes eine fröhlich-lachende, eine eher melancholisch-zurückhaltende oder eine von leiblich-seelischen Problemen gekennzeichnete ist. Klein fordert unsere Offenheit für das Kindsein an sich, eine reflektierende Selbstbejahung und eine in sich stimmige innere Selbstachtung. Gerade für das Kindergartenalter will Klein kein Konzept unterstützen, das ein Kind als Objekt pädagogischen Handelns sieht. Für die elementarpädagogische Praxis heißt dies, dass sich Erzieherinnen und Erzieher nicht von Förderprogrammen, sondern vom Tun der Kinder leiten lassen. Diese Linie beginnt schon beim Philanthropen Gotthilf Christian Salzmann, führt uns über Rudolf Steiner zu Maria Montessori und findet den Höhepunkt bei Janusz Korczak, der die Perspektive des Kindes hinzugenommen hat. Als Korczakpädagoge zeichnet Ferdinand Klein historische Entwicklungen nach, beschreibt Besonderheiten der pädagogischen Arbeit, wie etwa die eurythmische Bewegungskunst und ganzmachende (heilende) Erziehungskunst. Er stellt beispielhaft eine Kita-Einrichtung vor, die schon inklusiv arbeitete, als es im deutschen Sprachraum den Begriff Inklusion noch gar nicht gab. Es ist Ferdinand Klein zu danken, dass er auch komplexe Zusammenhänge in einer Sprache formuliert, die alle mitnimmt, ohne dass der Anspruch auf Wissenschaftlichkeit verloren geht. Dabei ist es spannend, dass er manchen Gedanken – wie die Selbsterziehung der erziehenden Person – mehrfach wiederholt und unter neuen Gesichtspunkten mit einem anregenden Schreibstil erörtert. So kann man das Werk mit Interesse lesen, ohne immer wieder zurückblättern zu müssen. Dieses Buch ist besonders geeignet, um sich über grundlegende Aspekte der Waldorferziehung in Krippe und Kindergarten zu informieren. Es gibt Handlungsimpulse für die Praxis und darüber hinaus Denkanstöße für Studierende. Ich wünsche dem lehrreichen und mit zahlreichen Bildern anregenden Werk eine weite Verbreitung in Praxis und Ausbildung. Götz Kaschubowski